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aLibro - Fachbuchhandlung für Anarchie & Anarchismus
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Ja, ich kämpfte

Ja, ich kämpfte
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ISBN: 9783897714526
GTIN/EAN: 9783897714526
Verlage: UNRAST Verlag
Mehr Titel von: UNRAST Verlag
19,00 EUR
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"Ja, ich kämpfte“
Von Revolutionsträumen, 'Luftmenschen' und Kindern des Schtetls

Biographien radikaler Jüdinnen und Juden
Von Werner Portmann und Siegbert Wolf. Mit einem Vorwort von Emanuel Hurwitz

Münster: UNRAST-Verlag, 2006. Broschur, 316 Seiten. ISBN 978-3897714526

Beschreibung:

In der jüdischen ArbeiterInnenbewegung engagierten sich viele junge AnarchistInnen. Sozialisiert in einem religiösen Elternhaus, gehörten sie schon bald zu den EnthusiastInnen einer revolutionären Utopie, die sich die Aufhebung von Herrschaft und gesellschaftlichen Zwängen auf ihre Fahnen geschrieben hatten. Zugleich repräsentierten sie einen sozialrevolutionären Radikalismus, der mit seiner Verheißung einer Befreiung aller Juden und Jüdinnen wie auch der gesamten Menschheit durchaus Parallelen im jüdischen Glauben aufwies.

Emanuel Hurwitz
Vorwort

Werner Portmann und Siegbert Wolf
Einleitung

PORTRÄTS:

Isak Aufseher (1905-1977).
Luftmensch und Spanienkämpfer

Jack Bilbo (1907-1967).
Schriftsteller, Maler, Galerist

Robert Bodanzky (1879-1923).
Librettist, Schriftsteller, Publizist

Carl Einstein (1885-1940).
Autor, Kunstkritiker, Spanienkämpfer

Cilla Itschner-Stamm (1887-1957).
Luftfrau, Anarchistin und Feministin

Milly Witkop-Rocker (1877-1955).

Anarchistin, Feministin, Autorin

DadA-Empfehlung des Buches

Portmann und Wolf analysieren und dokumentieren in ihrem Buch die enge Wechselbeziehung zwischen Judentum und Anarchismus im deutschsprachigen Raum. Anhand ausgewählter Porträts jüdischer Libertärer gehen sie der Frage nach, welchen Anteil jüdische AnarchistInnen an der sozialistischen ArbeiterInnenbewegung hatten. Denn die große Zahl jüdischer AnarchistInnen in der europäischen und amerikanischen ArbeiterInnenbewegung im ausgehenden 19. und im 20. Jahrhundert ist zweifellos von historischem Interesse für beide Seiten – für Juden/Jüdinnen und AnarchistInnen. Bis heute liegt keine Gesamtstudie dieses Verhältnisses zweier augenscheinlich unterschiedlicher Traditionen vor.

Auf den ersten Blick scheint Judentum und Anarchismus, jüdischer Messianismus und libertäres Denken wenig miteinander zu verbinden: einerseits eine Bevölkerungsgruppe mit ihrer messianischen, traditionellen und rituellen Religiosität, andererseits eine subversive Idee und sozialrevolutionäre Lebenshaltung, im allgemeinen atheistisch und materialistisch. Dass bei vielem Trennenden auch unübersehbare Gemeinsamkeiten bestehen, zeigt eindrucksvoll die enge Verbindung zwischen jüdischem Messianismus und revolutionärer Restrukturierung der Gesellschaft.

Die produktivste Begegnung zwischen Judentum und Anarchismus fand in Osteuropa statt, dem Zentrum jiddischer Kultur: dort, wo Juden und Jüdinnen gezwungen waren, unter der zaristischen Herrschaft zu leben. Weiter entwickelt hat sich die Verbindung zwischen jüdischer Tradition und libertärer Utopie vor allem infolge millionenfacher Emigration osteuropäischer Juden und Jüdinnen nach England, Lateinamerika, in die USA und nach Palästina. Zu erwähnen sind hier für die erste Generation Emma Goldman, Milly Witkop und die Brüder Max und Siegfried Nacht.

In der jüdischen ArbeiterInnenbewegung engagierten sich viele junge AnarchistInnen. Sozialisiert in einem religiösen Elternhaus, gehörten sie schon bald zu den EnthusiastInnen einer revolutionären Utopie, die sich die Aufhebung von Herrschaft und gesellschaftlichen Zwängen auf ihre Fahnen geschrieben hatten. Zugleich repräsentierten sie einen sozialrevolutionären Radikalismus, der mit seiner Verheißung einer Befreiung aller Juden und Jüdinnen wie auch der gesamten Menschheit durchaus Parallelen im jüdischen Glauben aufwies.

Was es Libertären vor allem in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts ermöglichte, den jüdischen Messianismus in ihr anarchistisches Weltbild zu integrieren, betraf insbesondere dessen revolutionäres Potential. So interpretierte der deutsch-jüdische Anarchist Gustav Landauer Geschichte nicht als kontinuierlichen Fortschritt der Menschheit, sondern als Pendelbewegung zwischen ›Topie‹ und ›Utopie‹: "Wir haben es hier mit einer qualitativen Differenzierung von Zeit zu tun, in der sinnerfüllte oder sinnentleerte Epochen scharf voneinander abgegrenzt sind. Jede Möglichkeit von Fortschritt oder Evolution wird bestritten, und die Revolution erfolgt als Eingriff in die Welt."

Das Buch zeigt eindruckvoll auf, dass sowohl die ArbeiterInnenbewegung als auch die libertäre Bewegung des 19. und 20. Jahrhunderts dem im Judentum verankerten Gerechtigkeits- und Freiheitsimpulsen viel zu verdanken haben. (js)

Quelle: DadAWeb - DadA-Empfehlung

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