Fanal
Anarchistische Monatsschrift
Hrsg. von Erich Mühsam
Bremen: Impuls-Verlag, 1979. 5 Bände, Nachdruck der Originalausgabe: Berlin 1926-1931 einschl. 4 Rundbriefe und 1 Sonderheft: "Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat" von Erich Mühsam. Unbenutztes Exemplar aus der Restauflage des Verlages, sehr gut erhalten.
Beschreibung:
Die von dem prominenten Anarchisten und Schriftsteller Erich Mühsam in Berlin von 1926 bis 1931 herausgegebene Zeitschrift "Fanal. Anarchistische Monatsschrift" kann als eines der wichtigsten Theorieorgane der deutschsprachigen anarchistischen Bewegung in der Weimarer Republik betrachtet werden.
Im Oktober 1927 stellte Mühsam seine bis dahin als "Privatblatt" herausgegebene Zeitschrift "Fanal" der Anarchistischen Vereinigung Berlin als Organ zur Verfügung. Doch auch weiterhin war es Mühsam selbst, der die überwiegende Mehrzahl der im Fanal veröffentlichten Beiträge - darunter einige seiner brilliantesten politischen Essays - verfasste. Zu den engen Mitarbeitern des "Fanal" gehörten Rudolf Rocker und H.W. Gerhard, der ehemalige Herausgeber der Leipziger Zeitschrift "Der Bakunist". Auch der in späteren Jahren zum Kommunismus und dann zur Sozialdemokratie konvertierte Herbert Wehner hat für kurze Zeit Erich Mühsam in der Redaktion des "Fanal" unterstützt. Neben den Beiträgen deutschsdprachiger Autoren erschienen im "Fanal" auch eine Reihe von Beiträgen ausländischer Anarchisten wie z.B. von Sebastian Faure oder Alexander Berkman. Insgesamt betrachtet war das Fanal vor allem ein theoretisches Diskussionsorgan, in dem tagespolitische Themen allenfalls in Form von politischen Kommentaren Eingang fanden.
Am 31. Juli 1931 verbot Grszinski, der sozialdemokratische Polizeipräsident von Berlin, die Zeitschrift "Fanal" mit der Begründung dass in dem in der Juli-Ausgabe des Blattes abgedruckten Artikel "Was gespielt wird" die Reichsregierung in böswilliger Absicht verächtlich gemacht worden war. Tatsächlich war Grszinski das Fanal schon lange ein Dorn im Auge gewesen. Und ein persönlicher Racheakt Grszinkis läßt sich daher zumindest nicht ausschließen. Der eigentliche Anlaß für das Verbot des Fanal war vermutlich weniger Mühsams Artikel "Was gespielt wird", sondern vielmehr sein Leitartikel "Im Sumpf der Taktik". In diesem hatte Mühsam die unselige parlamentarische Taktiererei der sozialdemokratischen Minister und besonders scharf die Rolle des Polizeipräsidenten Grszinski angegriffen. Die beanstandete Juliausgabe des "Fanal" war zugleich auch die letzte reguläre Nummer, die von dem Blatt erschienen ist. Nach Aufhebung des Verbots am 2. November 1931 erschienen aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten und wegen der Gefahr eines neuen Verbots nur noch vier "Fanal-Rundbriefe" und als Sondernummer des "Fanal" Anfang 1933 die Schrift "Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat. Was ist kommunistischer Anarchismus", die als Mühsams politisches Testament betrachtet werden kann.
Unter den ersten prominenten Anarchisten, die 1933 nach der Machtübernahme Hitlers den Nazis in die Hände fielen, war Erich Mühsam. Wie Tausende von anderen Linksoppositionellen war auch der Herausgeber des "Fanal" in der Nacht des Reichstagsbrandes vom 27. Februar zum 28. Februar von der Gestapo verhaftet worden. Sechzehn Monate lang musste er in den verschiedensten Haftanstalten oder Konzentrationslagern den Terror der Nazischergen erdulden, die sich an dem als "jüdischen Bolschewisten" und "Novemberverbrecher" diffamierten Antifaschisten erbarmungslos rächten. Erst am 9. Juli 1934 fand Mühsams Martyrium mit seiner Ermordung im KZ Oranienburg ein Ende.
(Nach: Jochen Schmück: Der deutschsprachige Anarchismus und seine Presse. Von ihren Anfängen in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts bis zu ihrem Niedergang im Zweiten Weltkrieg. Eine historische Skizze und bibliographische Bestandsaufnahme. Berlin 1986)
Titeleintrag in der DadA-Pressedokumentation:
DadA-Periodika, Dok.-Nr.: DA-P0001670
Fanal
Untertitel: Anarchistische Monatsschrift; ab Okt. 1927: Anarchistische Monatsschrift. Organ der anarchistischen Vereinigung
Einzeltitel:
- Von Eisner bis Leviné. Die Entstehung der bayerischen Räterepublik (Sonderheft 1929);
- Mühsam, Erich: Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat. Was ist Kommunistischer Anarchismus? (Sonderheft 1933)
Herausgeber: Erich Mühsam
Ort: Berlin-Britz; Berlin-Charlottenburg
Land: Deutschland
Erscheinungszeitraum: Jg.1. (1926/27) - Jg.5. (1930/31) u. 4 Rundbriefe bis 1932 u. Sonderheft 1933
Erscheinungsverlauf:
- Jg.1 (1926/27), Nr.1 (Okt.) - 11 (Aug.)
- Jg.2 (1927/28), Nr.1 (Okt.) - 12 (Sep.)
- Jg.3 (1928/29), Nr.1 (Okt.) - 12 (Sep.)
- Jg.4 (1929/30), Nr.1 (Okt.) - 12 (Sep.)
- Jg.5 (1930/31), Nr.1 (Okt.) - 11/12 (Aug.) (enthielt ausschließlich die Verbotsanzeige), bis Okt./Nov. 1932 ersch. noch 4 Fanal-Rundbriefe und Anf. 1933 das Fanal-Sonderheft: Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: 30 Pf.; 40 Pf.
Vorgänger: Kain; Revolutionskain